Stein und Papier

Ein Geräusch draußen vor dem Fenster weckte sie. Oder hatte sie es nur geträumt? Verschlafen setzte sie sich auf und zog fröstelnd die Decke an sich. Sie blickte hinaus, wo der Vollmond die Stadt in ein fahles Licht tauchte. Es war nichts, dachte sie.

Sie tippte mit dem Fuß den Song aus den Lautsprechern mit, als er sich endlich zu ihr setzte. Er bestellte sich einen Cocktail und schlürfte schon bald grimmig an seinem Glas. Sie nahm das Stäbchen aus ihrem eigenen, zog die Olive mit den Zähnen herunter und zerkaute sie. Dann legte sie das Geld mit einem großzügigen Trinkgeld auf den Tresen, schob dem grimmigen Mann dezent ihre Serviette zu und verschwand mit ihren Tüten aus der Bar.

Sie nippte gedankenverloren an ihrem Martini und spielte dann mit der Serviette, auf dem sie das Glas abstellte. Neben ihr stapelten sich die Einkaufstüten, die sie zur Tarnung tagsüber gefüllt hatte. Nun, nicht nur zur Tarnung. Unter den teuren Kleidern und dem Schmuck befanden sich ganz unauffällig auch einige nützliche Utensilien, die sie in naher Zukunft noch gebrauchen würde.

Kalt war es und still. Die braven Bürger der Stadt schliefen noch den Schlaf der Gerechten, als er sich um die flackernde Laterne herumdrückte. Sein Kontakt hätte schon längst hier sein sollen, aber er ließ auf sich warten. Mit einem Kitzeln im Buch griff er nochmals zu den Instruktionen. Dumm, sie Schwarz auf Weiß mit sich herumzutragen, aber er war so und ließ sich von keinem eines Besseren belehren. Das Geräusch in der Nähe der Mülltonnen ließ ihn kurz aufblicken, aber der Schatten einer Katze beruhigte ihn schnell wieder. Zwanzig vor Fünf. Bald sollte es soweit sein.

Die Sonne scheint, aber der Herbst ist schon deutlich zu spüren. Am Morgen weicht der Nebel nur langsam vom kalten Boden. Diffuses Licht wirft seltsame Schatten.
Heute Nacht hat Deutschland die tiefsten Temperaturen Europas geliefert, und das ist jetzt noch zu spüren. Während viele Bäume noch Grün tragen, stapeln sich gleichzeitig schon die Laubhaufen auf den Wegen.

Zur Abwechslung mal etwas Gemaltes aus der Schublade.
Vor Angst gelähmt kauert das Mädchen zwischen Feuer und Lava, die Haare gerauft, nichts sehen, nichts hören wollen. Der Weg nach oben ist frei, doch schafft die verstörte Seele es nicht, die schwachen Glieder in Bewegung zu setzen.